Das Thüringer Oberlandesgericht ist auf Landesebene das höchste Gericht der Ordentlichen Gerichtsbarkeit, also für Zivil-, Familien- und Strafverfahren sowie für die Freiwillige Gerichtsbarkeit (zu der zum Beispiel Nachlassangelegenheiten und Grundbuchsachen gehören). In der Ordentlichen Gerichtsbarkeit in Thüringen sind über 2.000 Bedienstete an 23 Amtsgerichten, vier Landgerichten und einem Oberlandesgericht beschäftigt. An insgesamt 36 Standorten arbeiten rund 400 Richter*innen, über 460 Rechtspfleger*innen, etwa 800 Urkundsbeamt*innen auf den Geschäftsstellen, rund 160 Wachtmeister*innen, 65 Sozialarbeiter*innen und Bewährungshelfer*innen sowie rund 125 Gerichtsvollzieher*innen. Sie alle wirken mit, damit an den Thüringer Amts- und Landgerichten und dem Oberlandesgericht Recht gesprochen und durchgesetzt werden kann. Die Justiz in Thüringen bietet vielfältige Möglichkeiten für eine berufliche Verwirklichung.
Dokumentation
Ausbildungsberufe
Justizsekretär*in
Bedienstete des mittleren Justizdienstes, Laufbahnzweig Justizsekretär*in sind bei Gerichten und Staatsanwaltschaften tätig. Sie nehmen wichtige Aufgaben im Bereich der Rechtspflege wahr und tragen damit wesentlich zur Rechtsgewährung gegenüber ratsuchenden Personen bei.
Ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein, Entschlussfreudigkeit, Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit sind für diesen Beruf ebenso notwendig wie die Fähigkeit zum selbstständigen und eigenverantwortlichen Arbeiten. Justizsekretär*innen sind häufig die ersten Ansprechpartner*innen für das rechtsuchende Publikum. Neben vielseitigen Rechtskenntnissen erfordert der Beruf auch Kooperations- und Kommunikationsfähigkeit sowie ein gutes Einfühlungsvermögen.
In allen Abteilungen bei den Gerichten und Staatsanwaltschaften tragen die Justizsekretär*innen für den reibungslosen Ablauf der Verfahren besondere Verantwortung. Sie sind Ansprechpartner*innen für das rechtsuchende Publikum. Das Erscheinungsbild der Justiz wird deshalb von ihnen erheblich mitgeprägt.
Zu den vielseitigen Aufgaben gehören u. a.:
- Anlegung und Verwaltung der Akten
- Überwachung von Fristen und Terminen
- Fertigung von Schriftstücken
- Aufnahme von Anträgen, Rechtsmitteln und Erklärungen
- Erteilung von Vollstreckungsklauseln sowie Rechtskraft- und Notfristzeugnissen
- Bewirkung der Zustellung von Schriftstücken und der Ladung von Parteien, Zeugen und Sachverständigen
- Protokollführung in Strafverhandlungen
- Berechnung und Einziehung von Gerichtskosten
- Berechnung und Festsetzung der Entschädigungen für Zeugen und der Vergütungen von Sachverständigen
- Mitwirkung bei der Führung der öffentlichen Register bei Gericht (z. B. Grundbuch, Handels- und Vereinsregister), insbesondere Gewährung von Einsicht und Erteilung von Auskünften
- eigenständige Abwicklung der Geldstrafenvollstreckung
- Aufgaben im Bereich der Justizverwaltung.
Der Einsatz moderner EDV-Technik ist in allen Tätigkeitsbereichen selbstverständlich.
Im EDV-Bereich eröffnen sich für interessierte Bedienstete weitere Tätigkeitsfelder.
Gerichtsvollzieher*innen sind Beamtinnen und Beamte des mittleren Justizdienstes mit einer Zusatzausbildung. Sie sind an Amtsgerichten tätig und mit der Vollstreckung von zivilgerichtlichen Urteilen, insbesondere mit der Vollstreckung beweglichen Vermögens, befasst. Sie sind u. a. für die Abnahme von eidesstattlichen Versicherungen zuständig und nehmen die Abwicklung ihrer Verfahren eigenverantwortlich vor. Einstellungsvoraussetzung ist eine Ausbildung im mittleren Justizdienst oder eine als förderlich anerkannte Berufsausbildung.
Justizwachtmeister*innen (Justizoberassistent*innen)
Beamte des mittleren Justizdienstes, Laufbahnzweig Justizwachtmeisterdienst sind bei Gerichten und Staatsanwaltschaften tätig.
Ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein, Entschlussfreudigkeit, Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit sind für diesen Beruf ebenso notwendig wie die Fähigkeit zum selbstständigen und eigenverantwortlichen Arbeiten. Justizwachtmeister*innen sind häufig die ersten Ansprechpartner*innen für das rechtsuchende Publikum.
In allen Gerichten und Staatsanwaltschaften sorgen Justizoberassistent*innen für die Sicherheit und Ordnung sowie für einen reibungslosen Geschäftsgang.
Zu den vielseitigen Aufgaben gehören u. a.:
- die Aufrechterhaltung der Sicherheit und Ordnung im Justizgebäude
- die Bewachung und Vorführung von Gefangenen zu Terminen und Sitzungen
- Vollzug von sitzungspolizeilichen Maßnahmen nach richterlicher Weisung in den Verhandlungen
- den Informations- und Auskunftsdienst im Justizgebäude
- die Abwicklung des Postein- und Postausgangs
- das Befördern der Akten innerhalb der Behörde
- die Vornahme von Zustellungen von Schriftstücken an Verfahrensbeteiligte
- die Besorgung öffentlicher Aushänge
- das Führen von Dienstfahrzeugen
Der Einsatz moderner EDV-Technik ist in allen Tätigkeitsbereichen selbstverständlich.
Duale Studiengänge
Diplom-Rechtspfleger*in (FH)
Die Ausübung des Berufes erfordert Persönlichkeiten, die bei der Anwendung umfassender Rechtskenntnisse komplexe Sachverhalte erfassen und Zusammenhänge verstehen können sowie in hohem Maße Urteilskraft, Verantwortungsbewusstsein und soziales Verständnis besitzen. Rechtspfleger*innen sind als selbständiges Organ der Rechtspflege, welches sich durch die Änderung der Gerichtsorganisation neben den allseits bekannten Rechtspflegeorganen (Richter*innen, Staatsanwält*innen, Rechtsanwält*innen und Notar*innen) entwickelt hat, bei allen Gerichten und Staatsanwaltschaften tätig. Im Rahmen der ihnen nach dem Rechtspflegergesetz übertragenen Geschäfte entscheiden die Rechtspfleger*innen in eigener Verantwortung und sind hierbei nur dem Gesetz unterworfen. Die sachliche Unabhängigkeit bei der Ausübung der Funktionen unterscheidet die Rechtspfleger*innen in ihrer Tätigkeit von den Beamt*innen der gehobenen Laufbahnen aller übrigen Verwaltungen. Diese Sonderstellung ist im Rechtspflegergesetz bundeseinheitlich geregelt.
Rechtspfleger*innen sind größtenteils in der ordentlichen Gerichtsbarkeit und bei den Staatsanwaltschaften tätig. Die Aufgaben bei den Gerichten unterteilen sich in die der freiwilligen und die der streitigen Gerichtsbarkeit.
Das Schwergewicht der Aufgaben liegt auf dem Gebiet der freiwilligen Gerichtsbarkeit, die zum sachlichen Zuständigkeitsbereich des Amtsgerichts gehört.
Hierzu zählt das umfangreiche und rechtlich schwierige Gebiet des Grundbuchrechts. Rechtspfleger*innen entscheiden z. B. über Anträge auf Eintragung von Eigentum, Eintragung und Löschung von Hypotheken, Grundschulden, Erbbau- und Wohnrechten, Nießbrauchs- und Wegerechten sowie Wohnungs- und Teileigentum.
Im Registerrecht sind sie für Eintragungen im Handelsregister und in den sonstigen öffentlichen Registern (Genossenschafts-, Güterrechts- und Vereinsregister) verantwortlich. In Nachlasssachen leiten sie z. B. Termine zur Eröffnung der Testamente und erteilen Erbscheine bei gesetzlicher Erbfolge. Sie überwachen die Tätigkeit der Nachlasspfleger*innen und protokollieren Erbausschlagungserklärungen.
Bereiche des Familien- und Betreuungsrechts werden ebenfalls von Rechtspfleger*innen bearbeitet, so z. B. familiengerichtliche Genehmigungen, Verpflichtung und Überwachung der Vormünder*innen, Betreuer*innen oder Pfleger*innen.
Daneben sind ihnen auch bedeutende Gebiete der streitigen Gerichtsbarkeit übertragen.
Nach Eröffnung eines Insolvenzverfahrens durch die Richter*innen führen sie in der Regel das gesamte weitere Verfahren durch. Sie leiten die Gläubigerversammlung und überwachen die Tätigkeit der Insolvenzverwalter*innen.
Zwangsversteigerung und Zwangsverwaltung von Grundstücken gehören zu den schwierigsten Geschäften und verlangen umfassende Kenntnisse des Vollstreckungs- und Grundbuchrechts. Im Zuge dieser Verfahren leiten sie Gerichtstermine in eigener Verantwortung.
In Zwangsvollstreckungsverfahren ist z. B. über beantragte Pfändungen von Arbeitseinkommen, Hypotheken, Gesellschaftsanteilen, Sparguthaben usw. sowie Vollstreckungsschutzanträge zu entscheiden.
In Strafverfahren vollstrecken Rechtspfleger*innen die von Richter*innen rechtskräftig verhängten Strafen bei der Staatsanwaltschaft. Sie laden u. a. bei Freiheitsstrafen zum Strafantritt und überwachen den fristgerechten Vollzug der festgesetzten Strafzeit. Gegen säumige Verurteilte können sie auch Haftbefehle erlassen.
Der Einsatz moderner EDV-Technik ist in allen Tätigkeitsbereichen selbstverständlich. Im EDV-Bereich eröffnen sich für interessierte Beamte weitere Tätigkeitsfelder.
Darüber hinaus stehen den Rechtspfleger*innen interessante Aufgabengebiete in der Justizverwaltung offen. Sie übernehmen z. B. Führungsaufgaben als Geschäftsleiter*in der Justizbehörden.
In den Verwaltungsabteilungen der Ober- und Mittelbehörden findet sie Verwendung als Sachbearbeiter*in, Sachgebietsleiter*in oder Referent*in. Tätigkeitsfelder sind u. a. Personal- und Haushaltsangelegenheiten, Aufgaben der Aus- und Fortbildung, Planung und Organisation.
Verwaltungsinformatiker*in (B.Sc.)
Verwaltungsinformatiker*innen leisten einen wichtigen Beitrag zur digitalen Transformation und Zukunft der Thüringer Landesverwaltung. Die Digitalisierung der Thüringer Justiz, insbesondere die Einführung der elektronischen Gerichts- und Strafverfahrensakte sowie der elektronischen Verwaltungsakte ist derzeit eine der spannendsten und größten Herausforderungen innerhalb der Thüringer Gerichte und Staatsanwaltschaften. Als hochqualifizierte Fachkraft sind sie für die Planung, die Entwicklung und den sicheren Betrieb von IT-Systemen zuständig. Sie verantworten die IT-Sicherheit, leiten Projekte und unterstützen die Verwaltungsbereiche mit ihrem IT-Wissen bei vielfältigen Aufgaben.
Aufgaben:
Die nachfolgende Aufzählung umfasst keineswegs alle Tätigkeitsfelder. Sie soll lediglich die
vielseitigen Einsatzmöglichkeiten verdeutlichen:
- Betrieb von IT-Systemen und Infrastruktur
Dieser Bereich beinhaltet die System- und Netzwerkadministration sowie die Planung und Dokumentation der Infrastruktur. - Projektleitung IT
Eigenverantwortliche Planung und Führung von IT-Projekten nach standardisierten Projektmanagementmethoden. Die Zusammenführung von internen und externen Ressourcen zu einem Projekterfolg zeichnet hierbei diesen Teilbereich aus. - IT Controlling und Verwaltungsmanagement
Sie verantworten alle Controlling Instrumente des IT-Bereiches und haben einen vollständigen Überblick über die Verwaltungs- und Organisationsstrukturen, sind versiert im Verwaltungsrecht, dem Dienstrecht und kennen die Grundzüge des Haushaltsrechtes. - Digitalisierungsmanagement
Informationstechnische Basissysteme zur Organisation und Implementierung IT-gestützter Verwaltungsprozesse (Dokumenten-Management-Systeme, Workflow-Management-Systeme und deren Schnittstellen zu den Nutzern) sowie deren Bereitstellung und Betrieb als IT-Services prägen Ihren Einsatz. - Leitungsfunktion im IT-Bereich
Mit diesem Abschluss qualifizieren Sie sich für eine Leitungsfunktion im IT- Bereich. Je nach Spezialisierungsschwerpunkt gestaltet sich die Breite des Leitungsspektrums. - Anwenderbetreuung
Als interne Dienstleistung sind Sie regelmäßig direkt mit den Nutzenden in Kontakt. Die Qualitätssicherung unter Anwendung des Erlernten prägt dabei Ihre Arbeit. - Datenschutz und Datensicherheit
Überprüfung und Sicherstellung aller Datenschutz- und Datensicherheitsmaßnahmen im Rahmen der gesetzlichen und behördlichen Bestimmungen. - IT-Fachsysteme und webbasierte Anwendungen
Die Prüfung von neuen webbasierten Anwendungen für den Einsatz im Fachbereich sind prägende Aspekte. Neue Anwendungen in die vorhandene IT- Architektur erfolgreich einzubringen und bewährte Anwendungen inhaltlich fortzuentwickeln, sind herausfordernde Aufgaben. - Softwareentwicklung
Die Entwicklung anwendergerechter Software ist ein wichtiger Bereich der Digitalisierung. Die Mischung aus eigener Programmierung und koordinierter Entwicklung von Software obliegt Ihrer Verantwortung.
Vorbereitungsdienste und Referendariatsplätze
- Laufbahnausbildung des mittleren Justizdienstes, Laufbahnzweig Justizsekretär/in (Justizsekretäranwärter/in)
- Laufbahnausbildung des mittleren Justizdienstes, Laufbahnzweig Justizwachtmeisterdienst (Justizoberassistentenanwärter/in)
- Laufbahnausbildung des gehobenen Justizdienstes, Laufbahnzweig Rechtspflegerdienst (Rechtspflegeranwärter/in)
- Laufbahnausbildung des gehobenen Dienstes, Laufbahnzweig informationstechnischer Dienst (Verwaltungsinformatiker/in)
Praktikumsplätze
Praktikumsplätze werden grundsätzlich bei den Amtsgerichten, Landgerichten und Staatsanwaltschaften angeboten.
Weitere Informationen rund um die Ausbildung finden sie unter: Link https://gerichte.thueringen.de...